Während sie auf dem Weg nach Bairut ist, versucht ein Mann nach getaner Arbeit an der Grenze seiner Familie zu erklären, was er heute erwirtschaftet hatte. Eine harte Nuss. Für den Mann. Nun musste sie sich also selbst um die Protozoen kümmern. (Nicht, dass sie jemals mit Protozoen in den Städten gerechnet hätte. Der Wasserfilter sollte ihr nur einen eventuellen autarken Wüstenaufenthalt ermöglichen.) Ihr Wasserfilter hatte die Besitzverhältnisse gewechselt. Hätte sie sich mal lieber Sorgen um das Solarpanel gemacht und das unter ihrem Sitz verstaut!
In Bairut angekommen, springen ihre Reisebegleiter einer nach dem anderen an verschiedenen imaginären Stationen aus dem Bus. Der Bus fährt nicht eine zentrale Busstation an, wie sie erwartet hatte. Noch unsicher, wann sie springen soll. Der Fahrer kann keine Empfehlung zu einem Hotel geben. Doch die Strasse, ihre zukünftige Hauptstrasse, sieht ganz einladend aus und sie instruiert den Fahrer, sie aussteigen zu lassen. Auf der Hauptstrasse selbst gibt es keine Hotels. Die Strasse ist wirtschaftlich aktiv. Viel Gold, Teppiche. Die Juden sind zurück, nachdem sie während des Krieges ihre Geschäfte aufgegeben hatten. Der Krieg hat die unterschiedlichen Glaubensrichtungen auf die Himmelsrichtungen der Stadt sortiert. Restaurants, Mode. Die Rue 31 war das intellektuelle Zentrum während der Zeit, aus der sie in ihrer Kindheit aus dem Fernsehen in den Nachrichten noch so viele Bilder gespeichert hat. Der Strasse sieht man den Krieg nicht an. Im Bairut Central District glänzt auch alles auf wieder Hochglanz. An verschiedenen Stellen wird noch restauriert. Hinter den Bauzäunen, auf denen eine Grafik schon die zukünftigen Gebäude präsentiert, sieht man häufig noch die alten Ruinen. Mit den Spuren des Krieges. Die Bairutis pflegen eine besondere Beziehung zu ihren Badewannen. Wurden die Häuser beschossen, suchten sie Schutz in den innenliegenden Räumen und ihren Badewannen.
Ihre Badewanne für die nächsten Tage liegt in einem Zimmer in einem netten Hotel unweit der Hauptstrasse. Ein Taxifahrer hatte sie zu möglichen Hotels gefahren. Es liegt günstig zu downtown und corniche.
Gleich möchte sie nochmal los, um einen travel guide zu besorgen und zu essen. In einem kleinen Zickzack-Muster zur corniche stolpert sie über einen International Bookstore. Der ältere Herr ist sehr hilfsbereit. Zur Buchberatung nebst Kaffee gibt es die Geschichte des Libanons und die Sicht auf die aktuellen Geschehnisse in Syrien frei Haus. Davor die Abhandlung einer Diskussion eines christlichen Priesters und eines Immams bezüglich der Poligamie. Danach Einladung zum Essen.