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Selbst die Fussbodenheizung in dem niedrigen Bad und die Vorstellung einer warmen Dusche kann sie heute Morgen nicht locken. Die Kälte der Nacht in ihrem zugigen Zimmer steckt ihr noch in den Knochen und ihrem erkälteten Körper. Der Spalt unter der Zimmertür ist so gross, dass man das Parfum der Passanten auf dem Gang im Zimmer riechen kann. Jeder Morgen verspricht, sich das Genick beim Duschen in der Sitzbadewanne zu brechen. Walter Matthau grummelt in Little Miss Marker und verpasst ihr doch noch etwas Spass. Falls sie nicht aufsteht, wird es den Lauf der Dinge nicht ändern. Es ist ihr vorvorletzter Tag in Damaskus. Am Freitag wird sie den Bus nach Amman nehmen. Busticket morgen besorgen. Den fertigen Brunnen inspektieren und die Fracht organisieren.

Beim späteren Frühstück klebt zwar die Tischdecke noch, doch der Schuhputzer ist anscheinend schon weitergezogen. Dafür hat sich eine Horde bettelnder Jungen vor dem Fenster versammelt. Ein Liebesfilm flimmert über den Fernsehschirm. Sie kann den heutigen Tag frei gestalten und startet mit dem Besuch des Nationalmuseums. In dem auch das Alphabet aus Ugarit ausgestellt ist. Schon der Garten empfängt einen mit antiken Skulpturen und Steinen. Die Fassade des Nationalmuseums schmückt eine Replik des Umayyaden-Wüstenschlosses.

Falls man die Dusche überlebt, läuft man Gefahr im Strassenverkehr ums Leben zu kommen. Selbst, wenn die Kreuzung per Ampel geregelt wird, regelt zusätzlich noch ein Verkehrspolizist. Ihre Bekanntschaft aus dem Noufara würde selbst nicht Autofahren wollen, obwohl er in Damaskus aufgewachsen ist. Entgegen der Einbahnstrasse ohne Fuss vom Gas, hupend. Auf dem Weg zum suq streift sie ein Lkw.

Eigentlich wollte sie ihre Reisegarderobe aufstocken. Gestaltet sich allerdings schwierig, wenn man auf der Suche nach „plain black“ ist. Und nicht auf T-Shirts mit „Mike“- oder „odidos“-Aufdrucken oder Fussballtrikots mit Sponsorenlogos steht. Das einzige, was man „plain“ findet, ist Unterwäsche, hautfarben. Einer Gewohnheit folgend, erwirbt sie in einem Musikladen etliche CDs mit syrischer Musik. In 7 von 8 Fällen handelt es sich um selbstgebrannte Tonträger. Einer anderen Gewohnheit folgend, macht sie sich auf die Suche nach Schals. Obwohl der Glanz der Seidenstrasse längst vergangen ist. existieren in Syrien noch vereinzelt Seidenateliers aus einem kulturellem Bestreben heraus. Die Seidenschals sind wunderschön und die Entscheidung schwer. Sie entscheidet sich für einen Schal für ihre Mutter und sich selbst.

Vom Al Buzuriyah Suq aus erreicht man das wohl schönste Gebäude Damaskus‘: den Asad Pasha Khan. Ein gewaltiges Kuppelgebäude auf 2500 Quadratmetern Grundfläche in Schwarz-Weiss. Das Erdgeschoss wurde als Warenlager und für Stallungen genutzt. Auf der Galerie im oberen Geschoss fanden die Reisenden selbst Unterkunft. Verlässt man den Khan Richtung Umayyaden-Moschee trifft man auf den Azim-Palast, der ebenfalls von Asad Pasha al-Azim, einem osmanischen Governeur, bei dem selben Architekten in Auftrag gegeben wurde.

Noch einen Tee im Noufara. Ein Snack auf dem Weg und ab ins Bett. Morgen wird es anstrengend.

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