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Der Tag beginnt friedlich. Um 04:30 Uhr startet der Kanon der Muezzins durch die Stadt. Es beginnt einstimmend in der Ferne und steigert sich bis in die unmittelbare Nachbarschaft. Es ist live Tag für Tag. Einmal hat einer der Muezzins vergessen, sein Handy auszuschalten und es klingelt live über Lautsprecher durch die Stadt.

Durch das Frühstücksfenster grüsst der Schuhputzer. Es scheint warm zu sein. Die Passanten sind nur leicht bekleidet. Der Frieden hält nicht lange. Auf dem Weg zum Busbahnhof verdichten sich die Menschen auf den Strassen. Sie muss einmal quer durch die Stadt, um das Busticket für morgen zu kaufen. Sie gerät in eine Demo. Es gibt kein Entrinnen. Security verdichtet die Strassenabschnitte. Sie drängen sie in die Menge zurück. Schon ist man wieder mittendrin. Man könnte auch nicht rückwärts wieder zurück. Treibsand. Tausende von Menschen sind unterwegs. Stets bewacht von Security auf den Dächern.

Es geht um den UN-Report und darum, das Volk gegen Bush stark zu machen. Assad hat Propaganda gehalten. Sie hat ihn persönlich nicht gesehen. Möglicherweise war er in einem der 20-25 schwarzen 320er SEL. Die Stadt kollabiert. Ausserdem haben sich Studenten angeschlossen, um sich gegen die Studienbedingungen auszusprechen. Nachdem der Konvoi passiert ist, versucht sie die durch Security gesicherte Sektion zu verlassen. Die Strasse zu queren. Sie schafft es, die Security so weit zu verunsichern, dass sie in die nächste Sektion wechseln kann. So hangelt sie sich von Sektion zu Sektion bis zur Main Bus Station durch.

Dort erfährt sie von den Anschlägen in Amman. Die Strassen nach Amman wären gesperrt. Grenzen geschlossen. Bustickets werden trotzdem verkauft. Sie wird morgen auf jeden Fall versuchen, nach Amman zu gelangen.

Auf dem Weg zurück in die Stadt fliessen die Menschenmassen wieder ab. Aufgeregte Gemüter halten noch fest. Im Zentrum wird sie versuchen, ein Taxi in den abgelegenen Stadtteil Sablat zu bekommen. Ein lästiges Unterfangen. Die meisten Taxifahrer kennen Sablat nicht. Kennen sie Sablat, fahren sie es nicht gerne an, da es so weit ist. Fährt sie jemand, sitzt sie auf dem Rücksitz, beschränkt sich auf die geringst nötige Kommunikation und lässt den meter nicht aus den Augen. Vor allem, wenn noch weitere Fahrgäste während der Strecke aufgenommen und irgendwo abgesetzt werden. Dann kann man schon eine kleine Ewigkeit unterwegs sein.

Der Brunnen ist fertig. Unter ihrer Anleitung ist er schön geworden. Doch wiegt er nun nach dem Umbau statt 50 Kilogramm 120 Kilogramm. Sie telefoniert mit dem Frachtunternehmen. Bei diesem Gewicht würde das shipping doppelt soviel kosten wie der Brunnen selbst. Wie sollte sie auch ein Möbelstück mit diesem Gewicht in ihrem Zimmer handhaben? Nachdem sich auch bereits mehrere Interessenten für den Brunnen gemeldet hatten, tritt sie von dem Kauf zurück.

Nachdem sie erst um 4 im Noufara sein möchte, gönnt sie sich den „Luxus“ und verzichtet auf Taxi den Weg zurück. Noch einmal macht sie Station in dem Park zum Bab Toma, der ihr so lieb geworden ist. Der Teeverkäufer serviert ihr den Tee direkt an die Parkbank. Ein Nicken genügt. Eine Frau gesellt sich zu ihr und redet mit ihr oder vielleicht auch mit sich selbst. Obwohl sie zu verstehen gibt, dass sie ihre Sprache nicht ausreichend verstehen würde, erzählt sie eifrig weiter. Noch einmal geht es ins Noufara zu shai, qahwa, shai, qahwa, shisha und einem schönen Gespräch mit einem der Gäste. Noch einmal ins Internet Cafe, wo sie auch auf den Schuhputzer trifft. Die Grenzen zu Jordanien wären noch immer auf unbestimmte Zeit gesperrt. Anschläge in 3 Hotels, darunter auch eine Hochzeitsgesellschaft, 57 Tote, mehr als 100 Verletzte. Gestern um 11:09 Uhr.

Danach zurück ins Hotel. Rucksack packen. Ihr Plan steht fest.

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