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Die Wüste schliesst sie in ihre Arme. Saghira – die Kleine – in ihr erwacht. Das Lagerfeuer brennt. Shisha. Ohne es zu wissen, hat sie anscheinend das Romantikpaket gebucht. Ihre Seele tanzt. Pegasus am Himmel. Vier Federn des Pegasus verglühen und fallen als Sternschnuppen vergeblich vom Himmelszelt. Sie hat keine Wünsche mehr. Ihre Wünsche sind verglüht wie die Kohlen im Feuer, das vor ihnen die Farben wechselt bis sie rot glimmen. Die Wüste haucht kühle Nachtluft. Die Nacht ist dunkel wie Edelbitterschokolade.

In der Ferne tauchen zwei Lichter auf. Scheinwerfer. Das Fahrzeug nähert sich. Es dauert einige Zeit, bis es ihr Lager erreicht. Scheinwerfer in der Nacht der Wüste können alles Mögliche bedeuten. In verschiedenen Ländern sollte man Besuchern in der Nacht gegenüber sehr skeptisch sein. Lieber dafür sorgen, sich unsichtbar für Patrouillen zu verhalten. Jordanien gehört sicherlich nicht dazu. So sind sie eher gespannt, welchen Anlass der Besuch hat. Was sich schnell klärt. Die beiden Männer sind durch das Feuer auf sie aufmerksam geworden. Sie wollten ihre Hilfe anbieten für den Fall dass sie Beistand benötigen würden. Ein Gesetz der Wüste. Verantwortung und Hilfsbereitschaft. Sie laden sie noch zu ihnen ans Feuer ein, doch sie ziehen weiter, nachdem sie sich versichert hatten, dass kein Notfall vorlag.

In der Nacht der Wüste Algeriens hatte eine von zwei Gruppen Wüstenfahrern 2003 nicht so viel Glück. Die eine Gruppe konnte sich noch unsichtbar stellen. Die Gruppenmitglieder der anderen wurde entführt. Einige Jahre später macht sie Bekanntschaft mit einem der Entführten. Und einem der unsichtbaren Gruppe, die zu stillen Beobachtern der Entführung wurden.

Diese wahnwitzige Entführungsgeschichte mag man gar nicht glauben. Ein halbes Jahr waren die Geiseln in der Gewalt der Entführer. Wie kann man sich denn ein halbes Jahr in der Wüste verstecken, ohne entdeckt zu werden!? Es wäre deutlich einfacher, sich in einer Grossstadt zu verbergen. Trotz Rasterfahndung. Die Wüste liefert viele Anhaltspunkte. Dazu kommen noch die Fahrzeugspuren im Sand. Es dürfte auch nicht unbedingt gelungen sein, das Auto der Entführer durch Tarnung gänzlich verschwinden zu lassen. Die Geiseln durften sogar fotografieren. Artikel des täglichen Bedarfs wurden nach Wunschliste für sie besorgt. Darunter auch Filme und Damenbinden. Selbst als ein Hubschrauber der Suchtrupps über dem Versteck kreist, werden sie nicht entdeckt.

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