Anscheinend verselbstständigt sich ihr Aufenthalt im Wadi Rum. Im Hotel erwartet sie die Nachricht, Muhamad hätte versucht sie zu erreichen. Als sie zurückruft erfährt sie: er hätte heute schon vergeblich an der Kreuzung zum Wadi Rum gewartet, um sie abzuholen. Ihr Plan für die nächste Etappe steht für sie nun endgültig auch fest. Noch zwei Tage ins Wadi Araba. Dann wird sie weiterziehen. Die Zeit ist gekommen. Unmissverständlich. Sie verabreden sich für überübermorgen.
Da die Tage und damit ihre Geschichten meistens mit dem Frühstück beginnen, verzichtet sie heute auf das Frühstück. Okla ist bereits damit beschäftigt, den Geländewagen mit Ausrüstung und Proviant zu beladen. Sie wollen früh los, um den Tag zu nutzen. Der Tag um diese Jahreszeit stellt zwar 10 Stunden zur Verfügung, verabschiedet sich aber bereits deutlich vor 5 Uhr. Dann sollte auch das Camp für die Nacht vollständig eingerichtet sein. Der Vollmond liegt bereits zwei Wochen zurück. Was für eine Sternennacht von Vorteil sein würde. Für einen Zeltaufbau eher unvorteilhaft.
Sie hat anscheinend das Romantik-Ausflugspaket gebucht. Als sie ihr Iglu fertig aufgerichtet hat, ist Okla bereits mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt. Die Dunkelheit scheint ihn darin nicht zu behindern. Er vergräbt Päckchen aus Alufolie in der Glut. Die Art und Weise, wie er die Speisen zubereitet und wie er die Umwelt behandelt, lässt darauf schliessen, dass er tatsächlich ein Sohn eines Bedouinen sein könnte. Nach einer Stunde Garzeit ist es dann soweit. Er holt die Päckchen wieder aus der Glut. Chicken/Onions/Tomatoes/Patata.
Wann immer sich ihr die Gelegenheit bot, hatte sie Bedouinen aufmerksam beobachtet. Sie ist fasziniert davon, wie sie sich in einer vermeintlich lebensfeindlichen Wüste zurechtfinden. Ihren Lebensraum schätzen und respektieren. Resourcen respektvoll nutzen. Als sie am nächsten Tag das Camp verlassen, bleibt kein Krümel zurück. Sie schätzt das sehr.
Zuhause gab es einen frühen Wintereinbruch. Fast zeitgleich nützt Habibi die Unmassen in seinem Garten für den Bau eines Iglus aus Eis und Schnee. Fast 6 Monate wird der Winter über Süddeutschland seine eisige Decke legen. Sie spart sich schon mal die ersten zweieinhalb.