001 \ Wie die Kidneybohne nach Libyen kam.

Die Vorbereitungen laufen stetig. Während J sich um die nötige Einladung ins Land, Visa, Fähre, Carnet de Passages, Satellitentelefon, einem Reisepaten in der Heimat und technisch um den Truck kümmert, füllt sich bei mir die Ecke mit Bundeswehr-, US- und KFOR-MilitaryAusstattung. Mein Postbote hat alle Hände voll zu tun und wird sich wohl seinen Teil denken.  Die Ausrüstung soll zweckmässig und widerstandsfähig sein. Hosen, Jacken, Stiefel, Wasserflasche, Fliegerbrille für den Sandsturm. Wie sich die Soldaten im Einsatz in der Wüste in diesen skistiefelähnlichen Boots durchschlagen konnten, wird mir zum Rätsel. Selbst Melkfett beschwichtigt sie rein gar nicht. Einem weiteren Hausmittel für die Geschmeidigkeit verwehre ich mich. Eine Decke darf nicht fehlen. Von Bikinis und Strandtüchern keine Spur. Immer unter Berücksichtung des Packmasses. Jedem von uns wird ein Regalbrett in einem sehr schmalen Schrank zur Verfügung stehen. Wir sind zu dritt.

Ich erstelle einen Projektplan für die reibungslose Vorbereitung. Ausserdem den Ernährungsplan und der Ausstattung in Bad, Küche, Schlafplätzen und des Aussenbereiches. Der momentane Bestand wird penibel überprüft und dem Bedarf gegenübergestellt. Ich vertraue meine Organisation gerne Listen an. Ich fahre Campingausstatter und Expeditionsausrüster in München und Umgebung ab. Wir brauchen noch Sandbleche und eine Sitzgruppe für den Vorgarten. Die Maps sind bestellt. Aktuelle Landkarten existieren nicht. Es ist zwar GPS an Bord, doch diese Karten sind wenig hilfreich, weil kaum Details zu erkennen sind. Wir müssen uns historischen russischen Militärkarten anvertrauen. Gemeinsam besorgen wir noch eine Seilwinde aus dem ehemaligen Bundeswehrbestand. Währenddessen breitet sich der Winter unbemerkt aus. Auf Sommerreifen landen wir auf der Heimfahrt im Graben.

Ich schaffe mir zu dem vorhandenen Navigationsrechner redundant einen neuen Laptop an und installiere ihn noch mal eben und teste die von J speziell auf TTQV kalibrierten Landkarten. Nicht, dass ich Sorge hätte. Es würde uns nur überflüssige Unannehmlichkeiten ersparen. Bringe mir die Handhabung dazu bei, der Eingabe der wichtigsten WayPoints und die Bedienung des Satellitentelefons.

Obwohl wir einen offiziellen Begleiter in Libyen an die Seite gestellt bekommen – es ist Vorschrift – pauke ich Arabisch über Monate. Ich nehme mir Einzelunterricht einmal die Woche bei DEM Autor und Verleger der Lehrmaterialen für Hocharabisch. Fast süchtig lerne ich jede freie Minute Vokabeln. Ein arabisches Sprichwort besagt: Fleiss ist der beste Lehrer. Ich lese Das Grüne Buch. Als mein Gehirn sich entscheiden muss, welche Informationen es zugunsten der neuen Flut über Bord werfen sollte, vermischt sich in einem letzten Aufbäumen Italienisch mit Arabisch. Vielleicht weiss es um die zeitweilige Obrigkeit der Italiener in Libyen. Tawola.

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