002 \ Der Komplott.

Lesen und schreiben kann ich bereits nach kurzer Zeit. Vokabeln der Ausstattung von Häusern und Landschaften, Lebensmitteln, Tiere – wer hätte sich gedacht, dass hud-huds in der Region anzutreffen sind?, einer ordentlichen Begrüssung, Höflichkeiten, Gepflogenheiten und den Fragestellungen, den Begriffen der Schule, Verwandtschaftsverhältnissen, dem Wetter. Schnell wird Schleier mit Esel verwechselt. Bienen mit Palme. Zählen kann ich schon. Die Uhr ablesen ebenfalls. Vokabeln eben, die man in den ersten Lektionen wohl jeder Sprache findet. Ich habe es bis Lektion 11 geschafft. Zusätzlich suche ich mir noch die Vokabeln für weitere Lebensmittel darüber hinaus heraus. Ursprünglich ging es mir in erster Linie um das Lesen von Strassenschildern und dem gezielten Einkauf von Lebensmitteln vor Ort.

Obwohl nach heimischen Einkäufen mit drei überladenen Einkaufswägen wohl eher nicht damit zu rechnen ist. Basisdemokratisch darf jeder seine Essgewohnheiten einbringen. Gegen einige irrwitzige Ideen für Lebensmittelkonserven auf Paletten wehre ich mich erfolglos. Ich hingegen versuche Abneigungen zu berücksichtigen. J hasst jede Form von Reis und Tomatensauce und einigem mehr, Karotten, Reis!, Reis! und nochmal Reis! obwohl er beteuert, alles zu essen. Auch Fisch, würden sie sich von Gräten distanzieren. Macht man das Licht aus, isst er nicht gerne.

Die Männer wurden kreativ beim Beladen der Einkaufswägen. Ich lasse ihnen die Doseneintöpfe, die ich nicht einmal öffnen möchte, geschweige denn essen. Getreu dem Ausruf: Pfeif auf die Einkaufsliste! Meine Helden am Herd. Meine Kreativität zum Einsatz in der täglichen Zubereitung unserer Speisen ohne weitere Zutaten hingegen verliess mich exakt an diesem Punkt schlagartig. Diese Konstellation bringt mich zurück zur Tomatensauce. Basisdemokratie erfährt eine neue Dimension. Mag kapriziös klingen. Ist es nicht. Es ist sogar sehr einfach – einfache Formel für alle Lebensbereiche. In diesem Fall eben: AUFRICHTIGES Essen. Lukullisch mag man mir bitte auch keine Gregorianischen Choräle anbieten. Von sukkar und Sahne krampft mein Körper. Heimlich appelliere ich an das GrillGen der Männer. Gedanklich kaufe ich schon Kamelfleisch beim Schlächter, Salat beim Händler an der Strasse, und sammle Kameldung für das Feuer. Im Kassenbereich öffnen sie beim Anblick unserer Einkaufsmenge extra eine zweite Kasse. Allein schon das willkürliche Verladen in den Truck dauert verdächtig lange.

Zurück auf dem Hof war mein Organisationstalent gefragt. Ein ausgeklügeltes System zur Vorratshaltung wurde nötig. Das Wissen um ausgewogene Ernährung hatte ich ja bereits in die Ecke geschickt. Die täglichen Dinge mussten einfach im Zugriff sein, was schon teilweise anstrengend genug war, sie aus den clever geplanten Stauräumen zu fischen. Um meinem Kochkomplott Ausdruck zu verleihen, verstaue ich exakt diese kreativitätsraubenden Dosen in extreeeeem unbequem zugänglichen Kammern und hoffe auf Grauimport. Nach meiner Berechnung werden sie sicher in Vergessenheit geraten. Und, oh Wunder! zuhause in Js Vorratskammer wieder auftauchen. Soll er sich doch selbst damit rumschlagen.

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