٠٠٠٨ 0008

Morgen geht es zu den Toten Städten. Um festzustellen, dass sie wirklich tot sind. In dieser Stadt ist nichts tot, was sichtbar ist. Alles lebt. Weil diese Stadt bereits seit dem 3. Jahrhundert vor Christus besiedelt war. Und dies auch gepflegt hat. Besiedelt ist besiedelt. So hält es diese Stadt. Es gibt nichts frei, was unter ihr liegt.

Heute hat sie noch eine Verabredung. Nichts wird sich zwischen sie drängen. Mit der Bar des Baron’s. Gerne hätte sie für ihren Aufenthalt in diesen wundervollen Räumen dem Anlass gemässere Kleidung. Sie will rechtzeitig ihren Platz an einem der runden Tische mit Ledersesseln eingenommen haben. Sie sitzt nicht so gerne an dem Tisch, der unter dem Bild mit den Ziegen steht, an dem man auf Holzstühlen sitzt. Ihr Platz ist hinten links in der Ecke. Das Bild zeigt anscheinend Ziegen, die auf Bäume klettern können. Bevor er, zurück von seiner strapaziösen Berufung, über die Bar den Speisesaal betritt. Um seinen Hunger zu stillen. Seinen Durst zu löschen. Noch bevor er seinen Körper von seinen Strapazen gereinigt hat. Der Hunger. Der Durst ist grösser. Nicht oft schläft er so komfortabel. Bald schon, auf dem Weg von Halab zum Krak wird sie wieder in einem seiner Schlafzimmer stehen. Sie muss zwischen die Flüsse. Mesopotamien. Dafür sucht sie noch einen muallimi. Auch dafür, um zu lernen, welche Räume sie als Frau betreten darf. Verhaltensregeln einer Ungläubigen in einer anderen Kultur. Auf dieser Reise wird sie zudem noch lernen müssen, sich ebenso stolz auf den Strassen zu bewegen. Ohne die Verstärkung durch einen Ehrenwächter. Üblicherweise Väter, Mütter, Onkel, Tanten, Brüder. Oder dem Ehemann. Sich selbst für ihre Ehre einzusetzen. Setzt man sich nämlich für die eigene Ehre ein, übernehmen auch einem fremde Väter die Verantwortung der Ehrenwächter für eine vogelfreie Ungläubige. Es wird nicht oft von Nöten sein. Einmal an der Grenze. Einmal in Beirut. In Aquaba hatte sie einen Paten, der ihren Verfolger in seine Schranken gewiesen hat. Sie hat sich zu keiner Zeit bedroht gefühlt. Ihre Füsse in den Euphrat tauchen. Tigris ist undenkbar. Leider. In Amman wird sie erfahren, warum.

Ihr Verfolger in Bairut hatte sie einfach auf der Strasse angesprochen. Belangloses, wie woher sie käme. Nach etlichen weiteren Fragen wollte er wissen, ob sie vor ihrer Heirat – sie hatte sich Strategien überlegt, um aus der Zielgruppe zu fallen – eine Prostituierte gewesen wäre. Mal ist sie verheiratet. Mit Kindern. Mal ohne Kinder. Dann weil unfruchtbar. Unverheiratet. Single. In einer Beziehhung.Sie hatte versucht, sich zu örtlich zu entfernen. Er hatte nicht abgelassen. Eindeutig zuviel Satelliten-TV. Sie kann es ihm nicht verdenken. Ihr wird es zuviel. Sie wird laut. Ihr fremde Väter kommen näher. Fragen. Bilden einen Kreis um den Verfolger. Drängen sie aus dem Zentrum. Umzingeln den Verfolger.

Die Frauen auf den Strassen dieser Stadt sind unendlich stolz. Verhüllt in Schwarz bewegen sie sich anmutig aufrecht. Viele der jungen Frauen tragen sogar Handschuhe. Eine, wie sie erfährt, bewusst gewählte Abgrenzung.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

One moment, please...
Loader
Please wait while your request is being verified...

HTML Snippets Powered By : XYZScripts.com