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Muhamad, der Sohn von Walid, chauffiert sie gleich morgens nach dem Frühstück. In seinem schwarzen Opel Ascona mit elektrischen Fensterhebern und Zentralverriegelung. Zuvor besichtigen sie noch den Fuhrpark des Vaters und des Sohnes. Sie beherbergen einige Oldtimer in der Garage hinter dem Hotel. Man sieht viele Oldtimer auf den Strassen Halabs. Ein Kuba des Mittleren Ostens. Obschon mehr Taxis als private Fahrzeuge auf den Strassen sind. Ein New York des Mittleren Ostens. Sie hat mittlerweile gelernt, unbeschadet mehrspurige Strassen zu queren. Die Kunst besteht darin, den Fahrern niemals in die Augen zu sehen. Um Auto zu fahren, bedarf es eines Autos, Umsicht, Augenmasses, Nerven und einer Hupe. Jeder fährt nach Lust und Laune kreuz und quer. Doch passt jeder auf jeden auf. Die toten Städte sind tot. Nur einmal treffen sie auf einen älteren Herren, der ihr nicht die Hand geben darf, weil Ramadan ist. Ramadan setzt ihr zu. Suriya wird sie erst nach Ende des Ramadan verlassen. Einen ganzen Mond in Suriya verbringen. Al-fitr in Dimashq. Sie besuchen noch auf dem Weg das Symeonkloster. Im Zentrum der Hauptanlage die Reste der einst 18 Meter hohen Säule, auf der Symeon 42 Jahre ausgeharrt haben soll. Der alte Führer der Anlage, längst im Ruhestand, lässt es sich nicht nehmen, sein Schätzchen Tag für Tag den interessierten Reisenden im Land zu erklären. Seine Hüften sind auch nicht mehr die jüngsten. Er benutzt einen Stock. Der ihm manchmal in die Quere kommt, wenn er nämlich beide Hände benötigt, um anhand eines Plans die Anlage zu erklären. So steht er vor ihnen in seiner Uniform. Vorbild für die Architektur, Qalb Loze, eine Weitarkadenbasilika, die einige Jahre zuvor fertiggestellt wurde. Irrtümlich wird die Basilika in Reiseführern oft mit Kalb Loze übersetzt. Fatal. Hunde und Herzen sollte man nicht miteinander verwechseln. Schon gar nicht in arabischen Ländern. Auf der Hauptverbindung nahe der türkischen Grenze zurück nach Halab. Vorbei an Kreisverkehren. Ein Kreisverkehr würdigt dem Mokka.

Abends wollen sie schick essen. Alle noch einmal kurz aufs Zimmer. Sie treffen sich gleich wieder in der Bar. Dort trifft sie auf die beiden Schweizerinnen. Gleich danach treffen die beiden Kanadier ein. Sie wollen ins Sissy House. Die Schweizerinnen haben andere Pläne. Einen schweizer Musiker im Gepäck. Der Hunger ist gross. Von der Mehrheit der Schweiz lassen sie sich überreden. Yallah. Das Restaurant soll in der Nachbarschaft liegen. Auf zum Syrer um die Ecke! Das Restaurant ist wegen Ramadan geschlossen. Der Musiker will nun zu ihm ins Hotel. In zwei Taxis finden sie nicht zu ihm. Egal von wo man nach wo fährt, es kostet 25 S$. Egal, wie viele Runden der Taxifahrer braucht. Endlich am Ziel, eine Stunde später, ist das Restaurant restlos überfüllt mit Bus-Touristen. Nun ist das Sissy House endlich in Reichweite gelangt. Um die Ecke. Danach geht es schnell. Max ist im Unterzucker. Der Musiker verabschiedet sich. Ab ins Sissy House. Sie nehmen Platz an einem der Tische in diesem wundervollen Lokal. Die Schweizerinnen sind unentspannt, weil sie auf der Speisekarte ohne Preise nichts finden können. Diskutieren mit dem garcon. Murray und sie beschliessen zu heiraten, weil ihr Hunger sie so zusammengeschweisst hatte.

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