Das junge Paar verbringt den nächsten Tag getrennt. Die Männer wollen wieder Steine kucken. Sie will die Stadt erriechen, erfühlen, erkunden. Sie liebt den suq. Es sind fast ausschliesslich Männer dort. Männer sind fürs Kaufen und Verkaufen zuständig. Sie hat noch viele Adern dieser Stadt zu entdecken. Danach hungrig wieder zurück ins Baron’s. Je näher man dem Sonnenuntergang kommt, umso umtriebiger werden die Männer auf den Strassen. Rasch wird noch frisches hubz eingekauft, das es tagsüber nicht zu kaufen gibt. Hubz ist meist sehr günstig. Meist wird es in den Ländern subventioniert. Naft ebenfalls, ma aus dem Hahn meist kostenlos. Nachhause zu ihren Karimas, Samiras, Nabilas und Samyas. Ihren Zahras, Sayyidas, die bereits das Essen zubereiten für das Fastenbrechen des Tages. Verwaiste Schuhputzstationen. Die Männer müssen auch bald zurück sein. Es ist kurz vor Sonnenuntergang solange muss sie warten, bis sie an dem Platz auf der Terrasse während des Ramadans bedient wird. Joseph, der christliche Ober hat seine Gepflogenheiten. Max und Murray erscheinen am Horizont mit Kebap in der Tüte. Die Nacht verbringt sie kopfüber im Bad. Den folgenden Tag und die Nacht darauf ebenfalls. Einmal eingestimmt wird sie nie wieder Schwierigkeiten haben mit dem Magen. In diesem Land. Das wissen die Weisen zu berichten. Als sie am nächsten Morgen sich aufmacht, um ihre beiden Kanada-Gänse zu verabschieden. Sie fliegen weiter nach Beirut. Ein ihr noch unbekannter Concierge fragt sie nach ihrem Befinden. Walid hat ihr zwischenzeitlich speziellen Tee brühen und auf das Zimmer bringen lassen, nachdem sie gestern das Zimmer nicht verlassen und nicht reinigen hat lassen. Sie wollte es sich nicht entgehen lassen, sie zu verabschieden. Das Abschiedsessen gestern musste sie jedoch ausfallen lassen. Der Blitz hatte eingeschlagen. Aus heiterem Himmel Kopfschmerzen und grosse Übelkeit. Anfangs war sie noch von einem Sonnenstich überzeugt. Einstellung auf den neuen Rhythmus trifft es wohl eher. Mit einem gelben Auto aus dem Fuhrpark geht es zum Flughafen. Sie glaubt, es war nicht der Buick, von dem zwischendurch mal die Rede war.
Auch sie wird diesen Ort verlassen. Am Donnerstag. Dazu fehlt ihr noch der muallimi. Das dauert nicht lange. Ahmad.
Nach dem Besuch des National Museum und einer Cafeteria auf dem Weg zur Oamayiden Moschee geht sie verloren. Er führt sie zur Moschee. Sie ist wegen Renovierung geschlossen. Ahmad hat neue Pläne für sie. Er stimmt sie ein auf Orte, die sie aus Respekt nie hätte betreten. Auf Orte, die ihr mangelnder Orientierungssin ihr jemals erschlossen hätte. Nach Sonnenuntergang gehen sie Abendessen. Danach zu einer Veranstaltung mit wirbelnden Derwischen in der alten Psychatrie. Die Psychologie der Psychatrie. Nach Einlieferung bezieht man Räume ohne Licht. Man arbeitet sich vor zum Licht. Bis man schlussendlich in einem sonnendurchfluteten Raum – einer Art Innenhof – ankommt, in der ein Brunnen sprudelt. Zuvor waren sie noch zu Gast bei seiner Familie. Mutter, Schwester, Schwager, Bruder. Sie essen gerade zusammen in einem Raum. Der Raum in der Wohnung liegt in einem Haus, in dem mehrere Familien wohnen. In Schüsseln auf dem Boden die unterschiedlichen Gerichte. Alle nehmen sich aus den Schüsseln. Für sie ungewöhnlich. Vielleicht liegt es an ihrer Wohnsituation, dass Männer und Frauen hier gemeinsam das Mahl einnehmen. Aus Dankbarkeit schenkt sie ihnen ihre Weintrauben.