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Heute ist Mittwoch. Das sabotiert ihre Pläne. Niiicht, dass Mittwoch ist, sondern, dass sie ihren Reiseführer mal wieder nicht gelesen hat. Und die Freitage und Sonntage von hier zu ihrer Heimat vertauscht sind. Und sie die Stadt nicht verlassen möchte, ohne eine Oliven sabun, den Aufenthalt im Baron’s und ohne den Besuch des Yalbugha an-Nasri. Und Frauen dürfen nur Donnerstag und Samstag. Sie klagt ihr Leid Lucy, der Concierge im Baron’s. Sie könnte sich einer gemischten Touristengruppe am Abend anschliessen. Danach ist ihr definitiv nicht. Dann doch die Stadt verlassen, ohne den Besuch im dem wahrscheinlich schönsten Hamam der Stadt, unweit der Zitadelle und den Berufsschreibern, die gegen Bezahlung Schriftstücke in Schreibmaschinen tippen, die ihnen in Auftrag gegeben werden. Hätten das mal Max und Murray in Istanbul gewusst. Dann bliebe auf ihrer bucket list auf jeden Fall mindestens dies übrig und sie würde Halab mindestens noch einmal besuchen dürfen. Dann würde sie Haddsch Walid mit ihren Augen auf die Probe stellen. Und noch mindestens einen Arak in der Bar des Baron’s trinken. Und Fozy auf der Zitadelle besuchen. Doch der Himmel ist gnädig. Lucy erhält telefonisch die Einladung für einen exklusiven Aufenthalt für sie. Es wären eben keine männlichen Gäste im Hamam und sie dürfe kommen. Flugs ins Taxi für 25 S$. Mit Hinweis auf die Zitadelle finden wir das Labadiye, wie es auch heisst, schnell. Nach dem Entkleiden in einer Einzelloge wickelt man sich in ein weisses Laken. Sie muss noch etwas warten, da sie eigens für sie eine weibliche Hamam-Dienerin bestellt haben. Sie geniesst die Minuten des Wartens. Die Geräusche der Hektik verschlucken sich in der wundervollen Kuppel mit Fresken, Stuck und Inschriften. Ihre Hamam-Dienerin erscheint verschleiert. Sie bringt sie in einen sich via Kompressoren über Düsen mit Dampf und tosenden Geräuschen füllenden Raum. Man schwitzt sich – eine für sie Ewigkeit – bis zur Sicht-, Orientierungs- und fast Bewusstlosigkeit. Danach duscht sie die Hamam-Dienerin, wäscht ihre Haare, schruppt ihren mageren, von den Aufräumarbeiten des Hochwassers Wochen zuvor zuhause geschundenen Körper und massiert sie, die Poren verschliessend. Das Gefühl der mittels eines extra-rauhen Handschuhs geschruppten Haut wird sie noch Tage begleiten. Danach nochmal in die Sauna. Plötzlich taucht in der Hölle des Dampfes neben ihr aus den Dampfschwaden die Hamam-Dienerin in ihrem Unterkleid auf mit feuerroten kurzen Haaren und Augen wie Teufel. Natürlich konnte es Walid nicht lassen, ihr vor dem Besuch noch ein paar Geschichten über Hamams zu erzählen.

Nach den Stunden der Entspannung wirkt das Treiben der Stadt noch einmal intensiver. Eng mit dem Stadtbild verbunden sind die Zigarettenverkäufer. Kleine Mini-Lkws mit kleinem Achsstand. Sie winden sich wie eine Armee von Ameisen durch die kleinsten Gässchen der madina. Das Rot der Ampel ist kein Garant dafür, dass nicht doch einer über die Kreuzung schiesst. Hupen vorausgesetzt. In Orange gekleidete Strassenkehrer. Jeder noch so kleine Fussel wird aufgenommen. Sie versucht sich noch jedes Bild dieser Stadt einzuprägen, bevor es morgen los geht mit dem Weg.

Abends nochmal in das Restaurant auf der Dachterrasse. Weihnachtlich geschmückt. Bestellt man Hühnchen. Stutzt man.

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