Obwohl sie Ahmad um 0900 zum Frühstück bestellt hat, isst sie alleine. Sie vergisst immer Ramadan und verschlafen hat er wohl auch. Rucksack gepackt, Wasser gefiltert, zieht sie eine Runde. Ausser dem Gift-Shop und der Apotheke hat noch kein Geschäft geöffnet. Sie ist froh, diesen Ort heute wieder verlassen zu dürfen.
Nachdem sie ihre Füsse im al-Furat gekühlt hat. Den Garten Eden jenseits der Brücke betreten und in die Augen der mesopotamischen Urgöttin Tiamat geblickt hat. LLumia kennt sie nur zu gut. Wenn sich die salzigen und die süssen Tränen miteinander vermischen. Nachdem sich Tiamat mit Abzu vermählt hat. Dann, wenn xxenia ihr Geschichten erzählt. Es ist der Quell ihrer Wiege.
Sie verlassen die Stadt quer durch einen Friedhof. Ein Friedhof so gross wie ein Stadtteil. Entweder die Menschen sterben an dem schrecklich gechlorten Wasser oder sie werden von den zahlreichen Radlern überfahren. Oder sie sterben an Herzinfarkt, nachdem eine Ungläubige nach birra gefragt hat.
Es geht über weites ebenes Land. Hier erfährt man wieder Gewissheit, dass die Erde eine Scheibe ist. Unverhofft inmitten der syrischen Wüste taucht eine überwältigend grosse Herde Dromedare auf. Die heutzutage nicht mehr allzuoft anzutreffen sind. Allen voran zwei Hirten. Wenn 1 gamal 1000 $ kostet, stehen hier ein paar Luxusautos mitten im Sand. Männchen werden mittels Leinensack an der Fortpflanzung gehindert. Nach kurzer Zeit hat sie die Herde erreicht. Wie mächtig und erhaben doch diese Tiere sind.
Etwa auf halber Strecke nach Palmyra müssen sie von der Strasse ab. Über 30 Kilometer kaputte Strasse. Sie fragt sich, warum sie nicht besser die holprige Piste zum Qasr al Hayr ash Sharqi nehmen. Um das wohl berühmteste Wüstenschloss Suriyas, besichtigen zu können, holen sie den Wärter des Schlosses von zuhause ab. Dieser, bewaffnet mit einer Brotzeitdose, in der er eine Schere und Eintrittskarten aufbewahrt, schliesst für sie exklusiv das grosse Gittereisentor. Kaum den Schlüssel im Schloss, sprudelt die Geschichte dieses Wüstenschlosses nur so aus Ahmad. Omayjaden Kalif Hisham 729, Verlegung des Kalifats nach Bagdad, fertiggestellt im 8. Jahrhundert unter den Abbassiden, seit dem 14. Jahrhundert ungenutzt. Die Kalifen liessen um das Östliche Wildgehegeschloss, das mit üppigen Gärten umgeben war, zu eigenen Jagdzwecken Tiere aussetzen. Ausserhalb des Palastes die Stadt, dazwischen die alte Moschee.
Nach der Besichtigung bringen sie den Wärter wieder zurück zu seinem Haus. Er bittet sie, einen Freund ein Stück weit mitzunehmen. Man hilft sich gegenseitig. In zwei Wochen ist Aid al-Fitr. Die Menschen beginnen sich aufzumachen zu ihren Familien. Meist treffen sie sich zu diesem Hochfest bei den Familienältesten. Der neue Mitfahrer erzählt wüste Geschichten.