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Wieder zurück auf der Hauptverbindung geht es weiter über dünn besiedeltes Land. Ausser den Bedus würde hier wahrscheinlich auch niemand leben können. Sandhexen wirbeln über das Land. Ab und an eigenartig anmutende rechteckige in Textil gehüllte Gebilde. Um ein mehrfaches so gross wie die Wohnklötze. Darunter befinden sich gefüllte Säcke. Silos?

Sie erreichen Palmyra. 1 Touristenbus auf 1 Einheimischen. Das rosa Zimmer mit winzigem Fenster, das zu ¾ mit Rüschen verdeckt ist, ist nicht ihr erstes und wird auch nicht ihr letztes sein in diesem Hotel. Das erste war noch schlimmer. Kein Tageslicht. Der Blick aus dem Fenster endete im Kamin.   H Ü T T E N K O L L E R .   Das rosa Zimmer roch wie das Vorzimmer zur Hölle. Deshalb sitzt sie unten in der Lobby mit einem Stella ohne Rücksicht auf muslemisches Schmerzempfinden. Das dritte Zimmer ist erträglich. Nachdem Ahmad wahrscheinlich gerade wieder zurück ist von seinem Ausflug um überall Aufkleber seiner Reiseagentur aufzukleben, schleift er sie aus der Stadt. Bei 35/40 Grad weht einen der Wind fast von der Strasse. Sie landen in einem einsamen Café. Gute Strategie, um sie wieder einzuschwingen. Er dirigiert sie zu dem äussersten Tisch wegen des besseren Ausblicks auf die Burg und Teile der antiken Stadt. Nachdem sie sich den besten Platz an diesem Tisch mit der besten Aussicht ausgesucht hat, fordert er sie auf, den Platz mit ihm zu tauschen. Danach eröffnet er ihr, dass er gerne mit ihr reisen würde, zum Beispiel nach Jordanien oder Ägypten oder Tunesien.

Nachdem ihr am nächsten Morgen das very continental breakfast serviert wurde hilft auch kein Taubenzählen, um weiteren Service zu erhalten. Das einzig Gute an diesem Hotel ist das Dachrestaurant. Mit Überblick auf Palmyra Stadt senior und junior. Vor der Stadt lagert der Seleukidenherrscher Antiochos mit seinem Heer und 500 Kriegselefanten. Über der Stadt kreisen Schwärme von Tauben. Man spürt den Reichtum von Palmyra. Jeder Platz, der etwas auf sich hält, hat Tauben. Palmyrenische Bogenschützen sicherten die Karawanen der Seidenstrasse. Woher wissen die Viecher nur, wo sie hin müssen. Auf der Suche nach sukar und qahwa erkundet sie die Räumlichkeiten um das Restaurant. Die Küche wurde seit Augustus nicht mehr gereinigt. Der musste ja auch schliesslich noch in der Colonia Iulia Concordia Carthago und Ephesos nach dem Rechten sehen. Das Servicepersonal ist mit Zenobia auf der Flucht an den al-Furat. Wo sie von römischen Reitern gefangengenommen und Aurelaian übergeben wurde. Gleich ergibt sich die Stadt. Für Rom und Byzanz erfüllt die Rezeption aber noch strategische, später handelspolitische  Funktion, weshalb sie heute noch erfolgreich auschecken kann.

Hier lebten Menschen bereits in Höhlen. Wie sie gelernt hat, stammen runde Minarette aus der türkischen Zeit. Näher an unserer Zeitrechnung waren sie zwar da, haben aber anscheinend nicht gebaut. „All same architects.“ Alle waren sie in der Palmenstadt: Römer, Hellenen, Perser, Christen, Araber. „As I told before“ the temple of Baal was „supposed to be“ the most important temple in the Middle East during that period.

Wenn es wirklich einen frühen Berufswunsch gab den sie hegte, dann war es: Archäologin zu werden. Die Archäologin in ihr scheitert an der Geschichte. An dem vielen Sand, der bewegt werden muss, um alten Städten Leben einzuhauchen. An der Vorstellungskraft, dass vor 75000 Jahren hier schon Menschen gelebt haben sollen. An dem Universum. An den Steinen, die andere Menschen bereits aufgeschichtet hatten, um etwas Grossartiges zu schaffen. Der Vergangenheit. Den Grabräubern.

Nach Besuch bei Freunden, die auf dem Gelände wohnen. Und einem genussvollen qahwa im Hotel Zanobia geht es mit Julio, Engelbert, George Michael, Dido, Celine Dione und Lionel zur Hafenstadt Tartus. Mit „Hello, is it me you are looking for“ in den Ohren geht es auf die Fähre nach Arwad. Nach dem Abzug der Templer im 14. Jahrhundert verlor die Insel an Bedeutung. Heute ist die Insel fast ausschliesslich dem Schiffsbau gewidmet. Die Insel gilt als die Geburtsstunde des Schiffbaus.

Auf Erkundungstour hatte sie sich mal eben noch einen rostigen Nagel in einer Kuppel in den Kopf gejagt. Die Narbe kann man heute noch sehen. Zurück von der Insel, hatte sie sich eingemietet in einem Hotel mit Zimmer und Balkon mit direktem Blick auf der/die/das Krak. Etappenziel. Danach wird sie wieder alleine reisen. An dem Morgen wurde sie wundervoll von der Sonne aus dem Schlaf gekitzelt. Auf über 1100 Meter überblickt man herrlich das Tal. Die Kinder aus dem Tal sind beim Spielen nur vereinzelt zu vernehmen. Vereinzelt der Ruf eines himar. Selbst die Hunde, die es hier ungewöhnlich oft gibt – Hunde sind schmutzig im Empfinden der arabischen Kultur – sind friedlich. Keine Touristen weit und breit. Gestern Abend war es richtig kalt. Man merkt auch an der Luftfeuchte, dass die Küste nah ist. Aufgrund des kühlen Wetters fasste sie den Plan, von Homs aus mit Bus/Bahn nach Bairut und nicht, wie geplant, nach Dimashq zu ziehen. Eine schlechte Idee, wie sich später herausstellt. Es wird wieder richtig heiss. Sie beschliesst, den Aufenthalt zu verlängern, um noch in das Alawitengebirge zu fahren.

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