Obwohl sie nicht aktiv gläubig ist, ist sie fasziniert von den Orten des Alten und Neuen Testaments, der Bibel. So wundert der Abstecher nach Mukawir nicht. Auf dem Hügel Qala’at el Mishnaqa vegitiert der ehemals prunkvolle Machärus-Palast. Das Spärliche das davon übrig geblieben ist. Im Palast des Herodes soll Johannes der Täufer seinen Kopf verloren haben, nachdem er sich bezüglich der Hochzeit Herodes‘ mit dessen Schwägerin Herodias schlecht ausgesprochen hatte. Sein tödliches Verhängnis. Auf Bitte der Mutter Salomes und auf Rache aus sollte sie um den Kopf Johannes‘ tanzen. Am Fusse des Qala’at el Misnaqa kann man eine Höhle betreten, wohin angeblich der Leichnam Johannes des Täufers verbracht oder geköpft wurde.
Mittlerweile ist es Nachmittag geworden. Als Fayez im Hotel erscheint, erfährt er anscheinend von ihrer Abreise. Er meldet sich telefonisch bei ihr über Zayed. Seiner Stimme merkt man eine gewisse Enttäuschung an. Sie sind gerade in Karak. Natürlich ist es in Karak auch hoch hergegangen. Assyrer, die Römer natürlich, die Byzantiner, Nabatäer, die Kreuzritter, was sich Saladin nicht zweimal sagen liess. Sie ist bereits zu schwach, um überhaupt an die Besichtigung der Festung, die über Karak ruht, denken zu können. Und das bei einer Seitenlänge von 220 Metern. Ausserdem ist ihre Taschenlampe tief in ihrem Rucksack vergraben. Ihm dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass sich ihr gesundheitlicher Zustand über Nacht entscheidend verschlechtert hat. Nach ihrem Gespräch beauftragt er noch Zayed, sie in Wadi Musa gut unterzubringen und die Nacht dort zu verbringen, um auch wirklich sicherzugehen. Für eine Rückreise nach Amman wäre es nun auch schon etwas zu spät.
Angekommen in Wadi Musa, bringt sie Zayed zu einem Hotel, das günstig zum Eingang Petras liegt. Im Zimmer funktioniert die Heizung nicht. Die wenigen Kleidungsstücke, die sie mit sich führt, könnten sie nicht ausreichend wärmen. Drei kurzämelige T-Shirts. Eine Staubhose. Eine schönere Jeans. Ein Hemdchen, Wäsche. Ein Fleeze. Schal. Und Socken. Eine regen- und windabweisende Jacke mit Kapuze. Ein paar Turnschuhe. Wanderschuhe. Schlappen, die sie in Beirut gekauft hatte. Und das scheiss Solarpanel, das ihr weder noch dient. Tausche Solarpanel gegen Katadyn. Sie schleppt sich nochmal zur Rezeption und kann in ein Zimmer wechseln, in dem es wärmer ist. Sie fiebert die ganze Nacht. An den nächsten Tag kann sie sich nicht erinnern. Nur, dass sie Brocken eines schlecht gemachten Hai-Thrillers im Fernsehen gesehen hat. Die Wiederholung war nicht besser.