In ihrem Zimmer hat sie Wasserkocher und Instant Kaffee. Nach der kurzen Nacht geniesst sie die Minuten der Ruhe. Dem deutschen Balkonnachbarn ist Zucker ausgegangen. Kein Problem. Sie kann aushelfen. Sie vermeidet Zucker. Zucker ekelt sie. Seine Freundin wäre schon tauchen gegangen. Einmal jährlich wären sie hier. Sie ist Tauchlehrerin. Er würde sich die Zeit irgendwie anders vertreiben. Kennt auch die Musik”läden”, wie sie später erfährt. Zucker.
Schön langsam macht sie sich auf. Vorher noch ein Gespräch in die Heimat. Zu entspannen – zu beruhigen. Ihre Mutter ist schon gedanklich beim Weihnachtsmenü. Weihnachtsmenü? Weihnachten gibt es Weisswürste oder in der Neuzeit seit Jahrzehnten Fondue. Neuschnee. Es ist schön ihre Stimmen zu hören. Es ist eigenartig, sich selbst mal wieder in der Muttersprache zu hören. Noch vor dem Anruf war sie sich unsicher, ob es so spontan gelingen würde. Mit heimatlichen Fremtsprachlern spricht sie selten Muttersprache. Strange, isn’t it.
Will das neue Dahab weiter erkunden. Alte Orte von früher wiederfinden. Auch die Anlage ihrer Freunde. Einmal in die eine Richtung. Dann in die andere Richtung. Wen trifft sie. Pascale. Die Wiedersehensfreude ist gross. Er war zwischendurch in Kairo, Luxor und Assuan, nun wieder zurück. Übermorgen geht es für ihn wieder zurück nach Amman. Danach nach Indien zu einer Hochzeit seines Freundes. Darian und Pascale kennen sich bereits. Patrick widerum ist ein guter Freund von Darian. Nick und Patrick sind bereits weitergezogen. Sie verabreden sich für heute Abend.
In der anderen Richtung landet sie am Wild Beach. Hier tummeln sich die Windsurfer. Ibrahim, ein kleiner Bedouin-Junge erobert ihr Herz.
Was nicht auf alle Bedouínen-Kinder zutrifft. Der Tourismus hat sie eingeholt. Bei einer Einladung zur Eröffnung eines deutschen Bäckerladens erfährt sie, dass Bedouinen schon mal die Scheiben einwerfen, wenn ihnen etwas gegen den Strich geht.
Morgens beim Frühstück sitzt sie selig in der Sonne, als sie Bedouinen-Mädchen anbetteln. Sie bietet ihnen eine Einladung auf ein Eis, statt Bakshish. Die kleinere geniesst das Eis. Die grössere mokiert und spuckt das Eis grosszügig aus. Well. Da kommt zu tragen, was der Tourismus aus den Einheimischen und die Einheimischen aus den Touristen machen.
Obwohl sie nicht versucht zu bewerten, bewertet sie dann doch. Wie auch damals in Tunesien.
Davor ist anscheinend niemand sicher.