Arabisches Sprichwort.
Nach dem gemeinsamen Abendessen in der Kantine finden wir 3 uns in der Bar ein. Zusammen mit den neuen Bekanntschaften entwickelt sich eine muntere Runde. Der österreichische UnimogFahrer allerdings macht sich in unserer kleinen Reisegruppe keine Freunde, als er den MAN als Kieskutscher bezeichnet. Auf Tour verwenden wir diesen Ausdruck aber auch schon mal selbst gerne in besonders herausragenden Momenten. J hatte sich zuhause noch ausgerechnet, vielleicht noch spontan einen Mitfahrer mit eigenem Fahrzeug zu akquirieren. Einfach, um die Truppenstärke zu erhöhen, was auch die Sicherheit steigern und die zusätzlich anfallenden Führerkosten auf der Strecke von Ghadamis – Gat und im Akakus halbieren würde. Tatsächlich nimmt J die Verhandlungen mit einem Fahrerteam mit eigenem Geländewagen auf. Ich zeige mich entspannt leidenschaftslos, was ich generell auch bin, also entspannt, was bei J jedoch noch nicht uneingeschränkt angekommen ist. Bereits während der Reiseplanung kam es zu nicht unwesentlichen Missverständnissen.
J war in der noch sehr frühen Reiseplanung auf der Suche nach einem weiteren Mitreisenden für die Unternehmung. Es hätte einige Vorteile bei den Kosten und vor allem, falls kräftiger Einsatz nötig geworden wäre. Auf den Einsatz meiner Kraft (Singular), zum Beispiel bei einem Reifenwechsel, könnte man unversucht getrost verzichten. Einer seiner guten Freunde, den und dessen Frau auch ich schnell ins Herz geschlossen habe, hatte Interesse bekundet. Als Hundeführer der Polizei, wäre Rambo – von mir liebevoll Romeo genannt – natürlich auch mitgereist. Als könnte ich etwas dagegen haben?, hatte ich mich doch lediglich um Js Erfahrungen bezüglich der Akzeptanz von Hunden während seiner früheren MarokkoReise erkundigt. Hunde gelten in der arabischen Welt generell als schmutzig. Huiuiuiuiui! Seiner Reaktion darauf zu urteilen, kamen alte Kriegsverletzungen zum Tragen. Was J dann auch später bestätigt, nachdem es auch selbst bei der Positionierung des Trucks für das Nachtlager unter Zuhilfenahme der extra im Führerhaus angebrachten Libelle wiederholt zu Spannungen kam. Speziell, wenn ich nicht AUSDRÜCKLICH der Ausrichtung zustimmte. Darauf muss man erst mal kommen.
J entscheidet sich aber dann schlussendlich doch gegen die Vermählung mit den neuen Bekanntschaften aus Sorge um eventuelle Meinungsverschiedenheiten ob der Route und der Schwerpunkte der doch sehr unterschiedlichen Teams. Wir haben deutlich mehr Fotoausrüstung an Bord als die potentiellen Mitfahrer. Letztendlich könnten wir im Falle von technischen Defekten am Begleitfahrzeug auch zeitlich empfindlich behindert werden. J sieht hauptsächlich den Waw an-Namus in Gefahr. Was man auch sehr gut nachvollziehen kann.
Als Ein-/Ausreisebeauftragte verlasse ich noch einmal pflichtbewusst die Runde. Auf der Fähre sind Schalter der tunesischen Immigrationsbehörde eingerichtet, um die Zeit auf der Fähre nutzen und Zeit bei der Immigration an Land sparen zu können. Gefühlte Stunden stehe ich mit meiner Dokumentenmappe und den Pässen von J, W und mir bewaffnet in der langen Schlange. Als ich dann endlich direkt am Counter vor dem Immigration Officer stehe, erfahre ich, dass man nur persönlich einreisen kann. Ich wäre auch gar nicht auf die Idee gekommen, da ich in der Nachbarschlange auch Einzelpersonen mit mehreren Pässen in der Hand beobachtet habe. Männer dürfen ihre Ehefrauen und Kinder ohne deren Anwesenheit einchecken. Klar Männersache. Ich bin nun in Tunesien eingecheckt und J und W müssen nun doch noch selbst in die Reihe.