Arabisches Sprichwort.
Tunesien begrüsst uns mit Regen und Gewitter – beste Voraussetzung also für den noch ausstehenden Blitzschlag. Es ist gar gastig. Erneut machen wir Strecke. Es ist zwar noch nicht das Gelobte Land, doch es rückt näher. Dem auf der Hinreise letzten Abschnitt mit festem Zeitplan. Wir halten auf meine Empfehlung hin noch in al-Gamm, das ich bereits von einem früheren Urlaub 199x kenne. Ach, das allein wäre schon wieder eine Geschichte für sich, als wir auf dem Weg nach al-Qayrawan – einem der Heiligtümer der arabischen Welt – Anhalter mitnahmen. Und was sich daraus gesponnen hat.
Al-Gamm bietet sich zudem an, da es sich etwa auf halber Strecke bis Libyen befindet. Al-Gamm ist ein Amphitheater aus dem – ich glaube – 2. Jahrhundert in bis heute gut erhaltenem Zustand. Man fühlt förmlich die Spannung und das Raunen der 35000 Zuschauer der blutigen und grausamen Kämpfe Mensch gegen Löwe.
Als wir in Begriff sind, unser Nachtlager auf dem Parkplatz einzurichten, treffen wir auf DesertBoat, den wir auf der Fähre kennenlernen durften. Er ist gerade dabei, Pasta Pesto zuzubereiten und lädt uns herzlich ein, mit ihm zu Abend zu essen. Wir liefern den Salat.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns und nehmen erneut unseren Kurs auf. Wir halten uns an der Küste und beziehen Quartier kurz nach Zarzis in einer Schwemmlandbucht, strategisch nahe der libyschen Grenze. Wir sind für 1100 mit unserem künftigen Begleiter der Reise an der Grenze verabredet.
Js GrillGen greift schon. Ganz archaisch sammeln die Männer Brenndornenbüsche, später Brennholz für ein ausdauerndes Feuer, während ich den Salat zubereite. Ein Hund bellt in der Ferne. Fröhlich winkt uns ein Bauer von seinem Gespann aus zu. Die tunesischen Männer tragen einheitlich braune weite Mäntel mit Spitzkapuzen. Ob das auch in der wärmeren Jahreszeit der Fall ist, kann ich nicht sagen, da ich mich in Tunesien bisher nur in der kühleren Jahreszeit aufgehalten habe. Der Gedanke an sein vermisstes 20erObjektiv dämpft Js Grilleuphorie etwas. Heute gönnen wir uns ausnahmsweise jeweils 2 Dosen Bier. Wäre doch schade darum, wenn es morgen an der Grenze entdeckt und konfisziert werden würde. Nach dem Abendessen sind die Männer bald schon in ihren Kojen.
Ich sitze noch eine kleine Weile auf der Bank in unserem Vorgarten. Ich geniesse die Idylle bei klarem Sternenhimmel und Neumond. Der Hund bellt. Die Klappbank ist so instabil, dass man aufpassen muss, nicht von ihr verschluckt zu werden, wenn man sich bewegt. Vor allem, wenn ein Schlafsack sich auch noch einmischt. Ich mach mich noch bewaffnet mit Stirnlampe und Schaufel auf. Suche mir ein Plätzchen, als mich in hockender Haltung heimtückisch von hinten beinahe ein Auto überfährt. In der Nacht sollte ich die Stirnlampe besser als Rücklicht tragen. Den Effekt verstärkend im Blinkmodus.
Mach mich dann auch selbst ab ins Lager. Ich kuschele mich ins Bett. Nachts ist es schon ganz schön kühl – April, eben. Auch ich bin müde und schlafe relativ schnell ein. Ebenso schnell schnelle ich kurz darauf wieder hoch, als sich die Schlafstube hell erleuchtet. Geknatter von aussen. Als wären Ausserirdische gelandet. Ich fühle mich aller Wahrscheinlichkeit nach ausserirdischer als die Wesen des fraglichen Objekts draussen. Das grelle Gegenlicht beim Blick aus dem Fenster lässt rein gar nichts erkennen.