Arabisches Sprichwort.

04/12/2005

11.00

Unsere deutsche Attitüde treibt uns überpünktlich an die Grenze in Ras Adjir. Unser Guide lässt auf sich warten. Ich nutze die Zeit mit der Dokumentenmappe, um mich schon einmal nützlich zu machen und Zeit zu sparen. Die Autoritäten scheinen nicht allzu häufig mit weiblichen Ein-/Ausreisebeauftragten zu tun zu haben. Ab einem gewissen Punkt der Prozedur kommt man ohne einheimischem Guide nicht mehr weiter. Als unser Guide sich selbst nach 1 Stunde nicht einfindet, organisiere ich ein Telefonat mit unserer Agentur in Tripolis. Dazu werde ich in ein Häuschen mit nur einem Zimmer gebeten. Im Raum links befindet sich eine Reihe Schaumstoffmatratzen. Auf 12Uhr ein Schreibtisch mit Telefon. Nicht unwesentlich viele Zigarettenkippen auf dem Boden des Raumes verstreut. Während wir gemeinsam auf Ali warten, würde er gerne Bier oder Whiskey mit mir trinken, das er in unserem Truck vermutet. Ha. Abwechselnd will er mich und meine Schwester in der Heimat heiraten.

Nach 2stündiger Verspätung taucht Ali endlich auf. Er scheint ganz nett und nimmt auch prompt mit mir zusammen den weiteren Immigrationsprozess auf. Eben waren Ali und der Beamte noch unterwegs, um Kopien zu ziehen. Jetzt? Weiss wahrscheinlich nur Allah – und Allah Ist Gross.

14.00
Immer noch an der Grenze! Ich überlege mir, per Anhalter weiterzufahren. Ob Allah noch weiss, wo sich unsere Einreisebeauftragten aufhalten? Allah Ist Gross UND Gnädig: unser Ali taucht mit unseren LibyenAutokennzeichen auf. In arabischer Blindenschrift. Nur die Prägung ist noch vage zu erkennen. Die Farbe vom Wüstensand radiert.

22.00
Ich kann mich nur wiederholen: ich freue mich über Ali. Sein verschmitzt zahnloses Lächeln. Da hatten die anderen von der Fähre ganz schön Pech. Ihr Guide war zwar pünktlich, stellt jedoch stattliche Forderungen: ! Übernachtung im Hotel ! Mitfahrt ausschliesslich vorne als Beifahrer ! Keinen Meter Abweichung von der gefordert festgelegten und eingereichten Route ! Allein schon sein affektiertes Auftreten in Lederjacke und Schuhen mit höheren Absätzen !

Ali ist Zivilist, da haben wir wirklich Glück. Die Reisegruppenstärke der anderen Truppe hingegen erfordert einen amtlich bestellten Begleiter, nämlich Polizist. Bei ihnen brodeln die Gemüter noch vor Tourantritt mächtig.

Ali versucht sich mit nur einer Ausnahme aus Sorge um seine körperliche Unversehrtheit in die Route einzubringen. Ali schläft im Zelt. Wahrscheinlich stirbt er uns noch vor al-Kabir an Lungenentzündung. Bereits an der Grenze hustet er schon. Verweigert the blanket und das bei diesen Temperaturen und dem stechenden Wind. Auf der Hochebene von Nalut reichen auch unsere FleezeJacken nicht mehr, der Kälte zu trotzen.

Es fällt auf, wie herzerfrischend freundlich und begeistert die Libyer sind, wann auch immer sie uns entdecken. Entweder als Passanten bei Durchfahrt winkend, in Form von Blasmusik, wie wir Empfangskomitees nennen, wenn wir unser Nachtlager einrichten oder durch Lichthupen. Wir machen den Test und schalten das Licht der Scheinwerfer probeweise aus. Trotzdem werden wir unverändert mit Lichthupen bedacht. Pure Freundlichkeit. J ist nun angehalten, immer schön zu erwidern. Verstärkend grüsse ich gestisch zurück. Auch Passanten jubeln uns begeistert zu. Ich arbeite an einer effektiven Winktechnik, die nötig ist, um simultan durch die Frontscheibe und das Seitenfenster niemanden zu benachteiligen.

Tunesien hat sich als letzte technische Probe unserer Unternehmung erwiesen. Speed bumps heissen Rappel. Und es rappelt ganz schön. Allerdings nicht in der Kiste, sondern DIE Kiste. Nämlich die Kiste neben der Waschmaschine auf dem Truckdach. Unsere Gartenlaube. Beim Check zuhause haben wir den Splint verloren. Was dazu führt, dass uns trotz Zugverschlusses bei voller Fahrt der Deckel der Gartenlaube aufspringt. Zwischendurch verlieren wir noch fast – J hat es erklärt doch ich weiss nicht mehr was – und dadurch – den Auspuff.