025 \ Es trifft dich nur das, was für dich bestimmt ist.

Arabisches Sprichwort.

04/23/2005

15.30
Seit gestern sind wir im Mandara, das aus mehr als ein Dutzend mehr oder weniger grossen Seen besteht. Zwischendurch verschwindet schon mal der eine oder andere wieder. Umm al-Maa, Qabaroun und Mafo sind durch die Speisung aus heissen Quellen vom Austrocknen nicht betroffen. Qabaroun ist der grösste der MandaraSeen. Am Einstieg von Garma aus thront das AfricaTourCamp. Maid, der Manager spricht perfektes Hessenhochdeutsch. Er hat in Frankfurt gelebt.

Libyen ist klein. So treffen wir auch Steinbock wieder. Kennengelernt haben wir uns an der Tankstelle in al-‘Awaynat. Als W und ich uns für die Hörner an seinem ToyotaKühler interessieren, ruft er uns „Steinbock!“ zu. Angeblich soll es Steinböcke in Libyen geben, was ich auf die Schnelle nicht näher verifizieren kann. Ich tippe auf Libysche Dünengazelle. Seitdem ist er unser Steinbock. Er gehört einer Fahrergruppe von organisiert geführten Touren an. It is always good to see him. Er ist so herrlich herzerfrischend. Er strahlt den ganzen Tag. Ich glaube, ich habe ihn in all der Zeit noch nie mit geschlossenem Mund und Stirnrunzeln gesehen. Wir sehen uns jeden Tag seitdem. Manchmal auch mehrmals täglich. Ich halte schon immer Ausschau nach ihm. Nach den MandaraSeen trennen sich schliesslich unsere Wege. Wie wir etwas traurig feststellen müssen.

Im Camp erfahren wir, dass wir zu dieser Tageszeit bei diesen Temperaturen die Dünen des Erg Awbari vor 1700 nicht passieren könnten. Altes MandaraGesetz. Der Sand wäre offen. Zwangspause. Ich nutze die Zeit für die seltene Gelegenheit für Mitbringsel. In einer der Vitrinen stimmt ein eierförmiges Behältnis aus dicker, durch Gerbung fast durchscheinender und mit Schnitzereien verzierten Tierhaut seinen Lockruf an. Perfekt aufeinander abgestimmt verbinden sich die beiden Hälften zu einem stabil verschliessbaren Gefäss. Zwei, bitte. Eine für Tini. Eine für mich. Aus der anderen Vitrine vernehme ich den Balzgesang eines alten TouaregMessers. Ich muss mich nicht lange überreden lassen.

Die grosse Terrasse füllt sich mit fortschreitender Zeit zusehends. Je näher die Uhr unbeeindruckt davon auf 1700 rückt, umso stärker spürt man die steigende Erregung unter den Anwesenden. Der Countdown zuckt in den Männermuskeln á la Denn sie wissen nicht was sie tun.

Die Reifen sind auf 2 kilo. Natürlich sind wir die Ersten am Start. J hasst Zwangspausen. Wir meistern die erste Kuppe perfekt. Verhungern an der zweiten. Rasch ist Steinbock zur Stelle. Seine Truppe hatte uns bereits überholt. So liefern wir wenigstens den Pauschaltouristen ein gutes Fotomotiv von wahren Wüstenfüchsen im Einsatz an den Schaufeln. Die Reifen werden noch weiter auf 1,5 bar abgelassen. Und schwupp geht es weiter. Yallah!

Der Sand der Idhan Awbari erfordert den Einsatz sämtlicher Technik. Als alle Schalter umgelegt sind, hätte J beinahe noch die Sitzheizung zugeschaltert.

Am Umm al-Maa – der Mutter des Wassers – angekommen, stockt der Atem bei diesem überwältigenden Anblick. Der Oase inmitten der Sahra, der Idehan Ubari Wüste. Ich lasse meinem Atem alle Zeit der Welt, die es braucht, um die Lungen wieder zu füllen.

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