037 \ Im Versteck hustet man nicht.

Arabisches Sprichwort.

04/29/2005

20.55
N 28° 24,403 E 14° 19,980
Seit gestern Nachmittag sind wir ab Timsah wieder auf Asphalt. In den Routenbeschreibungen zum Waw ist immer die Rede von Wellblechpiste. Ich hatte schon von Wellblechpisten gehört. Die Strecke Waw al-Kabir – Waw ist recht passabel, immer vorausgesetzt, man findet sie. Die Waw – Waw al-Kabir-Route sind wir ausschliesslich klassisch gefahren.

Will man wissen, wie sich Kräfte auf Körper und Equipment auswirken können, sollte man unbedingt einmal im Leben das Wellblech von Waw al-Kabir nach Timsah fahren. Mein erstes Wellblech. Gibt es ein Leben nach diesem Wellblech?

J entschliesst sich, W fahren zu lassen, was J aber schnell bereut. Js Sorge um den Truck steigt mit jeder Welle, nachdem W versucht, die optimale Geschwindigkeit zu finden. Laut W liegt sie ungefähr bei 80 Kilometer/Stunde. Eine falsche Lenkbewegung und wir kippen von der Piste. Einem nicht ausgewichenen tieferen Schlagloch würde unausweichlich ein Achsbruch folgen. Alles was bisher noch gehalten hat, hält nicht mehr. Kühlschrank und Gewürzfach trotzen dem Trend. Immer wieder halten wir an, um auffällige Geräusche einer Ursache zuordnen zu können.

Die chronologische Reihenfolge:

  • Die Auspuffaufhängung vibriert ab.
  • Das Auspuffaufhängungsprovisorium vibriert sich in den falschen Winkel.
  • Der Luftfilter des Kühlers vibriert ab.
  • Der Kilometerzähler oder Hodometer vibriert sich auf konstant 28999 fest.
  • Die Toilette vibriert sich in den Spülmodus.
  • Die Temperaturanzeige vibriert sich tot.

Meine Sonnenbrille hat es auch erwischt, wofür wir aber nicht extra anhalten. Sie gab sie auch keine auffällig wahrnehmbaren Geräusche von sich, als sie einbügelig aus meinem Gesicht fällt. Die Wellblechvibration hat die winzige Schraube in der Kürze der Zeit am Gelenk herausvibriert.

Kühlschrank und Gewürzfach haben gehalten. Die Zeit scheint gekommen, um vom Glauben abzufallen!

Die Auspuffaufhängung lassen wir in Timsah für 8 Lib$ schweissen, während W sich mit Ali auf den Weg macht, sich neue Schlappen zu besorgen. Den in Genua erstandenen Schlappen, deren Kauf er ständig und ausdrucksvoll bereut und beim Wassertanken in Waw al-Kabir hat stehen lassen, trauert er nun schmerzvoll nach. Seine Premiumsandalen haben die Sohlen verloren. BadShoeCharma! Unser Gemüsemesser bleibt verschwundenvibriert.

J treibt das Gelüst auf eisgekühlte Cola immer wieder von der Strasse ab. Irgendwie – bezogen auf die Fahrzeuge – wirkt es, als befänden wir uns in einer Region längst vergangener Zeit. Die Modelle in der Gegend entstammen mindestens einem deutlich früheren Jahrzehnt, als den bisher angetroffenen Ausführungen. Vielleicht mag es sich auch um einen anderen Hersteller handeln, obwohl die Aufschriften eine andere Sprache sprechen. Es würde nicht wundern, denn es kommt schon einmal vor, dass auf der hölzernen Rückseite eines Pferde- oder Eselanhängers ein TOYOTA ausgewiesen wird.

Die neue Bekanntschaft im Café bietet uns an, auf seiner Farm unser Nachtlager aufzuschlagen. Familienanschluss nicht ausgeschlossen. Auf der Suche nach einem geeigneten Plätzchen, tauchen in der näheren Umgebung im Schein meiner Taschenlampe überall Gestalten auf. Ich ziehe einen grösseren Radius und stolpere in ein mit Knochen übersähtes Feld. Auch die Verwandten meiner 8füssigen Freunde aus Waw al-Kabir wuseln flüchtend im Taschenlampenlicht.

Neben unserer Grillstelle liegt eine tote Katze.

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