040 \ Das Paradies kann man nur finden auf dem Rücken eines Pferdes und in den Armen seiner Geliebten.

Arabisches Sprichwort.

05/01/2005

11.40
Irgendwo der Strasse entlang weiter wird es schwieriger und schwieriger, einen Platz für ein Nachtlager zu finden. Wir nähern uns den Städten. Ali erkundigt sich bei Passanten. Sie lotsen uns auf einen Feldweg. Nur langsam bahnen wir uns den Weg zum Strand, da er von Bäumen gesäumt ist. Eine Edelstahlreling soll zwar das Schlimmste verhindern, doch die Seiten des Koffers sind den scharfen Zweigen ungeschützt ausgesetzt. Dadurch bleibt mir ausreichend Zeit, die Begrüssung der Arbeiter auf den Feldern augiebig zu erwidern. Blasmusik ist bereits vollständig versammelt, als wir den Strandabschnitt erreichen. Die Einladung des ClanChefs Mr. Abdullah zum Dinner lässt uns einen entspannten Tag am Strand verbringen. Selbst ich überwinde mein Kälteempfinden und meine Wasserscheu und spiele mit der Brandung. Ich geniesse spezielles Glück, da die offizielle Abordnung des Dorfes inklusive Pferd erst zu späterer Stunde sich bei uns blicken lässt. So kann ich meine bleichen Stellen noch etwas in die Sonne halten, bevor ich aus Respekt aus der Reichweite muslimischer Männeraugen husche.

Während die Männer das Glück der Erde auf dem Rücken des Pferdes suchen, nutze ich die Zeit hinter verschlossenen Türen im Bad. Als ich erfrischt den Truck verlasse, steht eine kleine Abordnung der örtlichen Blasmusik bereit, die uns einlädt per Pferdekutsche die nähere Umgebung zu erkunden. Es ist wunderschön. Einer der Abgeordneten pflückt verträumt Blumen für mich. Am Abend erscheint die Versammlung mit den extra für uns zubereiteten Speisen. Gerne hätte ich den Frauen in der Küche geholfen. Die Kapazität der Ladefläche des Pferdeanhängers musste sich den Köstlichkeiten des Orients beugen. Wir sind so gerührt, dass wir es nicht in Worte fassen können. Gemeinsam verbringen wir einen herrlichen Abend.

Zu keiner Zeit hatten wir in diesem Land Grund zur Sorge um unsere Habseligkeiten, geschweige denn um unser Leben. Nie mussten wir unser Hab und Gut tagsüber oder auch über Nacht wegschliessen. Das Gegenteil war der Fall. Eher lag, so auch an diesem Morgen, frisch geerntetes Gemüse auf dem Tisch unseres Vorgartens. Ich kann gar nicht beschreiben, wie mich die Menschen in Libyen und vieler anderer Länder berührt haben! Lediglich Tunesien hat meinen Glauben an das Gute im Menschen stark erschüttert. Nicht nur einmal wurde ich bestohlen. Es mag sich dort vielleicht um eine ungesunde Entwicklung des Tourismus handeln. Trotzdem und gerade deshalb, sollte man sich und seinen Werten stets majestätisch treu bleiben. Versuchungen trotzen.

Js ägyptischer Barber hat gestern mächtig in mich investiert. Ein Gesichtspeeling, das von der Aufmachung her eher auf die Verpackung einer Autopflege schliessen lässt. Und einen Topf Haarkur. Ja, ich habe mittlerweile Wüstenhaare. Fachmännisch gut erkannt. Grund der Investition allerdingx ist, wie sich herausstellt, dass er gerne nach Deutschland ziehen würde. Wer nicht. Was natürlich in dieser intakten Welt des Verbundes aus meiner Sicht völliger Quatsch ist. Eine Kultur, die das Alter als eine Quelle der Weisheit und Schönheit schätzen. Eine Aufkündigung der eigenen Persönlichkeit und der Kultur an der Garderobe des Grenzübertritts. Eure Lederjacken werden euch an eure Heimat erinnern, in der Fremde aber nicht wärmen. Oft werden wir nach Flugpreisen, Arbeit und Lebenshaltungskosten gefragt. So auch Ali, der sich schon bei W beworben hat. Neuester Ansatz: Arab teacher for Brigit, wie ich von ihm genannt werde. Kein Einzelfall. Manchmal gebe ich mich auch als Tom aus.

Symbolisch und stellvertretend konserviere ich alles Glück, das ich in Libyen gefunden habe auf N 32° 28,775 E 14° 39,389.

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