044 \ Danach geht alles sehr schnell.

Wir halten an. Es ist drückend heiss. Tunesien ist gerade nicht meine Welt. Allein schon durch die Sprache wächst meine Barriere.

In Medenine, so wird uns gesagt, könnten wir Bier kaufen. Ich versuche Geld zu wechseln. Die Banken schliessen um 4. Es ist 5. Ich laufe kreuz und quer auf der Suche nach Wechselstuben, frage in Hotels an. Schliesslich wird mir auf offener Strasse ohne Umschweife angeboten, mich zu einem Händler zu führen. Er hätte mich schon länger beobachtet und so auf Geldwechsel geschlossen. Ich tausche zu einem guten Kurs bei 1,60.

W hat sich parallel dazu in anderer Mission ebenfalls umgehört. J bewacht den Truck. Im Grand Magazin du General könnten wir Bier kaufen. Auf Anhieb konnten wir das GRAND Magazin nicht ausfindig machen. Als wir Einheimische in unsere Suche miteinbeziehen, lernen wir alle 9 Himmelsrichtungen des Ortes kennen. Ähnliche Wegbeschreibungen kenne ich eigentlich nur aus Asien. Statt das Gesicht zu verlieren, verliert man hier schneller als man denkt die Orientierung. Dann taucht wieder jemand wie aus dem Nichts auf und wir lassen uns zu einem Lager in einem Souterrain schleppen, nicht unweit. Der absolute al-kuhlBunker. Ein gar vielschichtiges Sortiment, wie es mir in meinem Leben noch nicht untergekommen ist. Wir kaufen zehn Dosen 0,24 Bier (geteilt durch 3 wird witzig!) und zwei Flaschen Rotwein. Mit den Kronen unseres Erfolges kehren wir zum Truck zurück.

05/05/2005

13.30
Back in al-Gamm. Die Männer kaufen noch die letzten Souvenirs. Ich werde mein Geld nicht los. J möchte noch zu dem Barbier seines Vertrauens. Ich würde gerne noch Geld in Stoffe investieren, verliere komplett die Orientierung. Aus Frust verprasse ich ¼ Tun$ für ein Cola im Cafe.

05/06/2005

18.00
Ein Paar Schuhe, etliche EUR ärmer und um zahlreiche tunesische Handwerkskunst reicher reiten wir gen Heimat.

Ausreisen haben wir jetzt ausreichend hinter uns. Tunesische Ausreise macht Laune. Libysche noch mehr. Eines haben sie aber alle gemeinsam: die Grenzstationen sind definitiv überbesetzt. Die tunesische Ausreise ist nicht ganz so chaotisch wie die Einreise. Trotzdem.

Und dann ist da noch Ali II. Ali, der Souvenirverkäufer am Fährenterminal. Ich brauche mich nur für einzelne Stücke zu interessieren. Schwupps sind sie verpackt. Und schon gibt es einen bon prix. In der Grössenordnung von 100 EUR. Für 4 Teile bei einem Einzelpreis von 10 EUR. Das gefällt mir. Regelmässig lasse ich wieder auspacken. Und kaufe dann schliesslich für 25 EUR 1 misbah plus 2 handwerklich schön gearbeitete Schüsseln, dazu erhalte ich 1 Gratisfliese. Leider interessiere ich mich dann noch für zwei weitere misbahs. Als auch dieses Geschäft abgeschlossen ist, stolpere ich über Fliesen. Zwischendurch immer wieder Bier von Ali. Er investiert und spekuliert wohl auf eine alkoholbedingte Kaufhemmungslosigkeit. Nachdem das Bad im Truck mit meinen Käufen bereits gefüllt ist, bin ich völlig entspannt. Zum Leidwesen von Ali. Nun bin ich nur noch bereit mehr Teile zu weniger Geld einzukaufen. Meine Bereitschaft ist an seinem Minimum. 6 + 4 Fliesen zu 10 EUR. Als wir bereits Richtung Fähre fahren, erscheint Ali am Beifahrerfenster. 10 EUR. Ecco. Geht doch.

Apropos BadShoeCharma: Liest man unsere LibyenErlebnisse könnte man vermuten, Ws BadShoeCharma hätte eine Fortsetzung gefunden. Vahlsch:

Eigentlich wollten wir die vergangene Nacht an einem lauschigen Plätzchen am Meer verbringen. Letzte Ausfahrt Hammamet. Doch kurzfristig wird umdisponiert. Wir entscheiden uns für Tunis. Nachdem nach einigem Hin und Her sämtliche Entscheidungen über Ob und Wie und Parkplatz und TruckBewachung gefällt und wieder revidiert wurden, marschieren wir dann doch zu dritt los in die Medina El Hafsia. Ich interessiere mich unverändert für Stoff. Kann mich aber nicht für einen Kauf entscheiden, da die Stoffqualität keine Endorphine in mir freisetzt.

Obwohl ich mir den Strassennamen eingeprägt habe (Rue Ahmed Bayram) bedarf es mehrerer Rückfragen und Fingerspitzengefühl, den Parkplatz wieder zu treffen. Dann ab nach La Goulette, wo am nächsten Tag die Fähre abfahren wird. Wir parken auf einem über Nacht leeren Parkplatz direkt am Strand. Schlechtes Wetter, Wind und Regen verweisen uns ins Wageninnere. J schläft. W und ich plaudern noch ein Weilchen bei einer Flasche tunesischen Rotweins.

Die Nacht ist unruhig. Eine Meute Hunde erobert bellend den Strand. Eine leere Dose Bier klappert im Wind auf und ab. Gefolgt von Kinderkreischen. Aus dem Halbschlaf werde ich geweckt als sich die Lichtverhältnisse im Innern des Truck verändern. Ich kann es einfach nicht leiden. Als ich beim Fenster hinaus blicke, entdecke ich eine dunkle Gestalt auf der Treppe zum Wohnbereich, der gerade die Türe geöffnet hat, die Situation checkt und dann wahrscheinlich ohne besondere Einladung eingetreten wäre. Ich rufe etwas. J wird wach. Als ich erneut blicke, ist der Mann weg. Erst als J den Verlust seiner DesertBoots am nächsten Morgen feststellt, die er aus Sicherheitsgründen ausnahmsweise im Innern verstaut hat, mag er mir glauben. What a night!

05/07/2005

12.03
Immer noch auf der Carthage. Bald werden wir unser Ziel erreicht haben. Es ist tolles Wetter. Wir sitzen am Pool. Die Nacht hatten wir solchen Seegang, dass ich um die Unversehrtheit meiner erstandenen Töpferkunst besorgt bin.

05/08/2005

14.00
Der Truck ist von meinen Dingen bereits befreit. Genua – home hat sich fcuk’n lange hingezogen. Um 0400 waren wir dann endlich im heimischen Bett. Meine erstandene Handwerkskunst hat unbeschädigt überstanden. Die beiden folgenden Wochenenden verbringe ich damit, den Truck von rechts auf links zu drehen.

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