03 — Jazz und Bohnerwachs.

Im August waren wir ein paar Tage in der Czech Rep bei tschechischer Kost zu tschechischen Preisen und tschechischen Hotelzimmereinrichtungen und dem Geruch von Bohnerwachs. Ich mag diese fremden Eindrücke fern ab des vermeintlich vollklimatisierten Wohlbehagens. Lediglich Bohnerwachs scheint international und riecht immer gleich.

Eigentlich war es als ein Ausflug an den Moldau-Stausee geplant, der sich uns jedoch nicht von seiner zurückhaltendsten Seite präsentierte. So ging es weiter nach Krumlov. Wir residierten im alten Kloster, das direkt über der Moldau liegt und genossen die Zeit umgeben von herzlichen Menschen.

Marx.Die Lederwitterung war stark überlagert von einer Öl-/Acryl-Witterung. Ich habe tschechische Künstler und tschechischen Jazz für mich entdeckt. Eine Neigung zu Jazz bringt einem im Bekanntenkreis nicht unbedingt Jubel entgegen. Bei dem Angebot einer Mitfahrgelegenheit fühlt man sich um Jahre zurückversetzt auf einen Sportplatz — wahlweise einem Pausenhof — der Schule, auf dem gerade die Mannschaftsmitglieder zum Völkerball ausgewählt werden. Umgekehrt gibt es natürlich auch Musikrichtungen, die einen bekennenden Jazzliebhaber nicht unbedingt in Ekstase verzücken. Nur ist man damit eben auch meistens allein, während sich auf der anderen Seite bereits begeisterte Grüppchen bilden.

Interessant war auch eine Ausstellung über eine Art der endemischen Entwicklung des Kubismus in der Tschechei. Naja, bei Kubismus wird mir generell immer ein bisschen komich. Bei Kubismus bin ich gedanklich zwangsläufig immer bei diesem einen Gespräch in dieser einen Küche und in dieser einen Kunstausstellung meines damaligen Lieblingsexpressionisten, der sich wie viele andere auch dem Kubismus angenähert hatte. Beide direkt verwoben mit dem vermeintlich tragischen Ende zweier Leben. Man wird nicht gestorben. Ebensowenig wie man geboren wird. Und schon gar nicht zum Schnorchler.

In einem kleinen Laden um die Ecke ist mitten im Sommer eine Weihnachtslandschaft mit bestimmt hunderten und handgeschnitzten Miniaturholzfiguren, ähnlich eines Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spieles und einer Kulisse aus dem Erzgebirge, das mir selbst heute noch ungeachtet der Jahreszeiten zusammen mit der Tasche in einer Boutique auf Vancouver Island, die ich nicht gekauft habe, im Kopf geistert. Woher diese Vorliebe für Miniaturen rührt, gälte es zu klären. Während sich meine Handtaschen in deutlich anderen Dimensionen tummeln.

Nachdem wir an Bord ja immerhin vier Frauen sind, könnten wir doch einen Töpferkurs organisieren. Vielleicht kann man ja noch V einschreiben. V wird aufgrund seines Vornamens in fremden Ländern ungefragt gerne als Mrs eingecheckt. Oder den Einhand-Pfeifffff-Kurs für Anfänger fortsetzen, der sich schon zur Tradition ausgeprägt hat. Wenn auch ohne bemerkenswertem Erfolg.

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