30 Sep 2003 \ 1915 — Die Begrüssung auf der Blue Planet war sooooo herzlich. Dann heute die ersten Tauchgänge. Ich bin allein unter Tauchern und gebe mich entspannt unbeeindruckt. Eine der Charaktereigenschaften, die man als Schnorchler auf einem Tauchsafariboot unbedingt mitbringen sollte, will man nicht unter die Geräteflossen euphorisierter und endorphingeschwängerter Taucher geraten.
Fühlt sich zwar an wie Schrödingers Experimentieranordnung. — Obwohl man die ganze Aufregung um den theoretischen Zustand der Katze gar nicht so recht verstehen mag. Heute, 80 Jahre später, wäre die Katze doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr am Leben. Die Wissenschaft ad absurdum geführt. Selbst hätte man sie nicht aus irrwitzigen Gründen in eine Kiste gesteckt. Schildkröten vielleicht. Auch nicht. — Lässt sich aber auf viele Lebensbereiche anwenden. Ich kenn das. Drachenflieger versus Matratzenflieger. Und nicht zu vergessen: in einem (mode)kritischen und äusserst sensiblen Alter Lackschuhträgerin versus China/Indien-Samtschlappen-Trägerinnen.
Nun eben Schnorchler neben Tauchern. Während manche auch noch unter Wasser fotografieren oder wiederum andere sich fotografieren lassen. Alles Taucher — da machen sie untereinander offensichtlich keinen Unterschied. Zumindest solange Schnorchler anwesend sind. Die Fotografen unter den Tauchern kann man leicht daran erkennen, dass ihre Unterwasserfaunageschichten schwebeteilchenträchtig sind. Da lobe ich mir doch unseren gemischten Töpferkurs.
Wen wundert es. Mich nicht. Nach dem Töpferkurs schleiche ich mich abends meistens zu den Jungs am Bug. Musik, Tanz und eine Dose Pfirsich lassen auf den ersten Blick vergessen, dass sie sich in ihren Muttersprachen nicht durchgängig verständigen können. Aber eben nur auf den ersten Blick. Der ruhigste unter ihnen, ein Nubia, erklärt den Stolz seiner Abstammung mit der Anmut eines Schwarzen Pharaos im Tanz. Er spricht nicht. Es würde ihn ja doch niemand verstehen.
Nach meinen Ausflügen schleiche ich mich auch meistens zurück zum Heck, wo die meisten Taucher nun bereits schlafen. Tauchen macht müde.